Unser aller Atem
Unser aller Atem

Unser aller Atem

Ein erstes Einatmen. Dann der erste Schrei. So beginnt gewöhnlich das, was wir Leben nennen. Und es endet, in der Regel, ebenso gewöhnlich, mit einem letzten Ausatmen.

Erwachsene, im Ruhezustand, atmen im Normalfall, zwischen 12 und 18 Mal in der Minute ein und ebenso oft aus. Tätigen also 12 bis 18 Atemzüge.

Nicht zu atmen, ist uns nur für einen kurzen Zeitraum möglich.

Nur fünf Minuten den Atem anhalten – für die meisten von uns, eine unüberwindbare Hürde.

Selten wird uns bewusst, wie bedeutsam das Atmen, für unser aller Leben ist.

Gut, wir wissen, ruhig und tief einatmen – Psychologen in Krimis oder Fernsehfilmen empfehlen es den erregten und panisch agierenden Protagonisten ja immer wieder gern – beruhigt unser Nervensystem. Beruhigt den aufgewühlten Geist.

Es liegt tatsächlich Macht im Atem. Besonders in der Art und Weise des Atmens.

In der Lehre des Yoga gibt es dafür einen besonderen Begriff: Pranayama.

Er ist der vierte Teil des achtgliedrigen Yogapfades.

Und steht damit auf der Bedeutungsebene, auf einer Stufe mit den Asanas, den Yogaübungen. Von denen mittlerweile, ein jeder, da kulturelles Allgemeinwissen, einige Übungen benennen kann.

Der herabschauende Hund. Das Kamel. Die Katze.

Jedoch kennen und benennen Asanas praktizierende, noch viele, viele andere.

Versteht sich der achtgliedrige Yogapfad, als ein sich entwickelnder Pfad von Stufe eins nach Stufe acht, sind die Asanas, die Vorstufe zu Pranayama – der Atemlehre. Der dann die „Kunst“ der Meditation folgt.

Ziel des Ganzen ist die Einheit. Samadhi. Die Erleuchtung.

Gut zu wissen, dass der Atem dabei eine große Rolle spielt. Denn da wir alle, ausnahmslos, unentwegt atmen, haben wir auch die Möglichkeit, und zwar jederzeit, uns das Atmen bewusst zu machen. Und damit den ersten Schritt, auf dem Weg des „Pranayama“, zu gehen.

Dem irgendwann, vielleicht, die Erleuchtung folgt.

https://www.yogaeasy.de/artikel/der-achtgliedrige-pfad-des-yoga–2

Erleuchtung mag, für die meisten von uns, weit weg sein. Wenig mit der Realität zu tun haben. Doch jeder von uns hat schon einmal Ansätze davon verspürt. Und zwar immer dann, wenn wir intuitiv handeln.

https://www.dwds.de/wb/intuitiv

Denn dann spüren wir eine Verbindung zum Ganzen. Die uns in fast Traum wandelnder Sicherheit agieren lässt.

Der Spirit – der Geist – hat uns berührt. Der nahe am Atem wohnt. Wie die Wortherkunft verrät.

Lateinisch – Spiritus: Seele, Atem, Lufthauch.

Womit nun auch der Begriff Spiritualität fassbarer wird.

https://praxistipps.focus.de/spiritualitaet-einfach-erklaert-das-steckt-hinter-dem-konzept_130770

Und ausführlicher bei Wikipedia:

https://de.wikipedia.org/wiki/Spiritualität

Das zeigt auf, dass Spiritualität nichts Absonderliches ist, sondern auf etwas wirklich Nachvollziehbarem beruht, dem Atem.

Wer sich darauf einlässt, vermag im Alltag, durch die Beobachtung und den bewussten Einsatz des Atems – den eigenen Geist kennenlernen. Der genau genommen nur ein winziger Teil, dennoch ein Teil des Geistes ist, der alles in uns und um uns herum bewegt.

Überall in der Welt haben in den vergangenen gut drei Jahrtausenden die Menschen darüber Erfahrungen gesammelt und berichtet.

Sehr unterschiedlich.

Weshalb auch die persönlichen und gesellschaftlichen Folgen höchst verschieden waren. Und vielfach auch noch sind.

Konzepte wurden erstellt. Wie auch Erklärungsmuster.

Doch in einem ähneln sich all diese Traditionen. Nämlich in der Gewissheit, sich durch spirituelle Methoden, besonders durch den bewussten Einsatz des Atems, einer übergeordneten Sphäre nähern zu können. Um gewollt, Teil davon zu werden.

Ein Satz im verlinkten Focus-Artikel bringt es schön auf den Punkt.

„Hinter dem Konzept steckt der Glaube an eine geistige, nicht-materielle Ebene. Anhänger gehen davon aus, dass eine höhere Wirklichkeit existiert, die allem innewohnt.“

Dass dies viel weniger abgehoben und realitätsfern ist, als von Verneinern dieser Gewissheit gern suggeriert wird, zeigt der Beitrag vom Deutschlandfunk.

https://www.deutschlandfunk.de/religion-und-hirnforschung-spiritualitaet-ist-tief-in-der-100.html

Völlig fraglos: Je mehr Menschen sich der Spiritualität zuwenden, desto eher werden auch persönliche und gesellschaftliche Veränderungen möglich. Der einzelne sieht sich dann nicht mehr alleingelassen im Leben, sondern spürt, dass er in Wechselbeziehung zu anderen steht.

Mehr noch. Es im Gesamtzusammenhang, Verbindungen, wenn nicht gar Vernetzung gibt.

Und wer Letzteres verspürt, erlebt sich in dem Augenblick, so unglaublich das auch klingt, im gleichen Atemzug mit anderen.

Womit wir, was den Atem angeht, wieder am am Beginn des Beitrags angelangt wären.

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