Letzte Woche auf 3SAT. Ein Film: Das Wunder von Wörgl.
War es ein Wunder? Eher nicht. Es sei denn die Hartnäckigkeit und Überzeugungskraft des Michael Unterguggenberger, war eines.
Ein gelernter Lokführer, der, Anfang der 30er Jahre des vorherigen Jahrhunderts, zum Bürgermeister der Gemeinde Wörgl gewählt wurde.
Und in dieser Funktion den Gemeinderat davon überzeugte, ein Experiment zu starten.
Es war die Zeit der „Großen Depression“, die weltweit alle Industrienationen befallen hatte. Unzählige Arbeitsuchende hervorbrachte.
Und eine große Anzahl von Menschen in Verzweiflung und Existenznot stürzte.
Eine Krise: menschengemacht.
Und an dieser Aussage zweifelt kaum noch jemand. Die „Beweise“ oder ein besserer Ausdruck, die Hinweise darauf, sind erschlagend. Denn Ökonomen jeglicher Couleur haben sich in den letzten Jahrzehnten daran abgearbeitet.
Wären die damaligen führenden Ökonomen und Notenbanker, die ins Amt gehobenen Politiker nicht so verblendet und eingebildet, unbelehrbar gewesen, wäre der Menschheit viel Leid erspart geblieben.
Doch was zählt schon das Leiden der einfachen Menschen, wenn es ums Geldverdienen, um die „große Politik“ geht.
Geld regiert die Welt. So heißt es.
Beinahe alle Menschen gieren nach ihm. Nicht nur damals, sondern heute noch.
Davon zeugen auch erfolgreiche Songs.
Abba sang in den siebziger Jahren: Money. Money. Money.
ttps://www.youtube.com/watch?v=Zqcf1r1zBxc
Eine Szene aus dem Spielfilm Cabaret mit Lisa Minelli: Money makes the world go round.
https://www.youtube.com/watch?v=RVZw3MK50Rk
Pink Floyd: Money
https://www.youtube.com/watch?v=Sg7zp5GuAIQ
Umso verblüffender, dass ein Geld, das eigentlich keines war, solch große Zustimmung in der Wörgler Bevölkerung (und bald auch darüber hinaus) auslöste.
ORF 2 hat über den Film und dessen Geschichte einen Beitrag erstellt, der dies ausführlich erläutert.
Der Geldmacher – Das Experiment des Michael Unterguggenberger vom ORF 2/2018
https://www.youtube.com/watch?v=93KxNe6wHXs
Und noch eine weitere ausführliche Beschreibung der Vorgänge in Wörgl.
https://userpage.fu-berlin.de/~roehrigw/woergl/alles.htm
Worüber die österreichische Notenbank sich damals besonders echauffierte, war die Möglichkeit, Gemeindesteuern mit den „Arbeitswertscheinen“ zu bezahlen. Das war aus Sicht der Notenbank unverzeihlich. Da die „Wertscheine“ dadurch tatsächlich Geldfunktion erhielten. Denn die Herausgabe von Geld und auch dessen steuerliche Annahme sind hoheitliche Rechte.
Um es zu verdeutlichen. Das wäre so ähnlich, als könne derzeit ein Bürger mit Bonusmeilenguthaben von Luftfahrtgesellschaften oder mit Bonuspunkten von Handelskonzernen ihre Steuerschuld bei der Stadt- oder Gemeindeverwaltung bezahlen.
Würde eine Stadtverwaltung dies tatsächlich gestatten, wäre die Bundesbank in Frankfurt auch nicht sonderlich erfreut. Und würde sicherlich intervenieren.
Das Problem damals. Die Umlaufgeschwindigkeit des Geldes erhöhte sich.
Doch das war ja genau das Problem, dass es zu lösen galt.
Also, weshalb die Ablehnung des Experiments?
Nun. Ökonomische Gewissheiten gerieten dadurch ins Wanken. Überzeugungen und angebliche Wahrheiten mussten geschützt werden. Und natürlich ökonomische Interessen.
Nur durfte das nicht offen gesagt werden.
So sich die damalige österreichische Notenbank, mit ihren Argumenten, auf dünnes Eis begab.
Freiheraus: Die Konstruktion modernen Notenbankgeldes ist derart abstrus – oder sollte ich es eher Abzocke nennen – und noch dazu extrem fehleranfällig, dass eigentlich kaum eine glaubwürdige Argumentation gegen die Anwendung der Alternative „Schwundgeld“ möglich sein sollte.
Wobei der Begriff „Schwundgeld“ schon irreführend war und ist.
Denn durch die Möglichkeit, dem Geld eine Demurrage anzuhängen, lässt sich, seitens der Notenbank, der Umlauf von Geld, viel, viel besser steuern, als durch die Erhebung von Zinsen.
In Verbindung mit einer sorgsam erstellten Statistik, die alle, wirklich alle in Geld gehandelten Produkte und Dienstleistungen beinhaltet, ließe sich tatsächlich wertstabiles Geld schaffen.
Mit beiden Maßnahmen könnte auch die derzeitige, hierzulande hohe „Inflationsrate“ recht einfach und auch zügig bekämpft werden.
Dazu auch der Beitrag:
Also nix mit Schwund. Im Gegenteil.
Und auch die Spekulation mit steigenden oder fallenden Zinssätzen gehörten dann der Vergangenheit an.
Warum unser modernes Zinsgeld von Ökonomen und Bankfachleuten dennoch weitgehend akzeptiert wird, ist ein eigener Beitrag wert. Das ein oder andere, habe ich dazu, allerdings schon geäußert.
Wobei Zinskritik ja nicht wirklich neu ist. Schon die Bibel ist voll davon.
Das Problem scheint zu sein, dass die hier vorgestellte Lösung, zu einfach ist.
Offenbar leben wir in einer Zeit, die komplizierte Lösungen präferiert.
Einfach ist out. Hoch kompliziert in.
Wissenschaftler, die sich in verständlicher Sprache und nachvollziehbaren Gedankengängen äußern, werden eher skeptisch beäugt. Warum wohl?
Überall gilt, nach wie vor:
„Nach Golde drängt, am Golde hängt, doch alles. Ach wir Armen!“
So ist es. – Noch.
„Wunder erleben nur diejenigen, die an Wunder glauben.“
(Erich Kästner)