Die Zerrüttung des Vertrauens
Die Zerrüttung des Vertrauens

Die Zerrüttung des Vertrauens

Tja. Nichts Neues unter der Sonne.

Totgeglaubte Gespenster gehen um. Sie tragen Namen wie Rezession, Währungsverfall, Inflation, Deflation, Stagflation und Hyperinflation. Nicht, dass dies eine vollständige Liste wäre.

Oh nein. Doch die Niederträchtigsten sind wohl genannt.

Das Kuriose daran – kaum jemand stört sich an ihnen. Sie werden wie Naturkatastrophen hingenommen. Als Unabwendbar. Als Gottesprüfung gar.

Nichts könnte Letztgenanntem ferner liegen. All die Gespenster sind von Menschen gemacht. Die Entscheidung der Völker, weltweit, der Zinsnahme zuzustimmen, zeitigt halt Folgen.

Und sagen Sie nicht, Gott hätte uns nicht gewarnt. Ein wenig Bibellesen genügt. Recht flott stolpert der Leser über das Zinsverbot, das eng mit der Erhebung des Zehnten einhergeht.

Dazu auch der Beitrag:

Wer nun meint, es mangle mir an Themen und ich müsse auf Altes zurückgreifen, dem sei dieser recht aktuelle Text von ntv nahegelegt, der exemplarisch aufzeigt, was den Völkern der Erde noch blühen könnte.

https://www.n-tv.de/wirtschaft/Argentinien-will-Zinsen-auf-97-Prozent-erhoehen-article24124455.html

Und auch die Tagesschau berichtete darüber:

https://www.tagesschau.de/wirtschaft/weltwirtschaft/inflation-argentinien-krise-101.html

Ach, Drittweltstaaten und deren Finanzprobleme. Nichts Neues.

So äußert sich gern der saturierte Bürger.

Und die Saturierten gibt es.

Wie in jedem Spiel.

Nur, dass dieses Spiel der Mehrheit der Weltbevölkerung kein Vergnügen bereitet. Nicht einmal den meisten Bürgern der Gewinnerländer. Denn auch die sind davon oft indirekt betroffen. Durch den Zustrom an „Wirtschaftsflüchtlingen“, aber auch durch Verwerfungen im Weltfinanzgefüge. Deren Auswirkungen im Jahre 2008, noch vielen in schlechter Erinnerung verblieben sind.

Wer an solchen Ereignissen ursprünglich Schuld trägt, lässt sich im Nachhinein nur schwer ermitteln.

Doch Erklärungen von „Finanzfachleuten“ und Wirtschaftsforschern und natürlich auch diversen Politikern fluten dann die Gazetten und Nachrichtensender.

Das Publikum nickt dann mehrheitlich eifrig mit dem Kopf und schon geht es weiter.

Bis die nächste Hiobsbotschaft fällig ist.

Bei den Verantwortlichen, den gewählten Politikern, wieder ein wenig Asche aufs Haupt – und weiter so, wie gehabt.

Wohl bis zum „Kladderadatsch“. Dem wohl bald fälligen endgültigen Zusammenbruch des sorgsam gestrickten, weltweiten, Finanzgefüges.

Denn an allen Ecken und Kanten knirscht es seit Jahren gewaltig. Wer es hören will, hört es. Wer es nicht hören will, hält sich die Ohren zu. Und vermeidet es, sich die zunehmende Armut anzuschauen. Wie die Obdachlosen in amerikanischen Städten, die in Kartons hausen oder, wenn noch im Abstieg befindlich, in ihren Autos leben.

Selbst in deutschen Kleinstädten, auf dem Lande, lassen sich Rentner beobachten, die, trotz Grundversorgung und Tafeln, in Mülltonnen nach Pfandflaschen fischen.

Einzelfälle? Schön, wäre dem so. Denn da ließe sich schnell Abhilfe schaffen.

Nein, die gigantische Anhäufung von Reichtum bei Wenigen, als auch die Armutszunahme bei allzu Vielen, sind systemimmanent. Und der Reichtum der Wenigen wird mit allen politischen Mitteln geschützt. Selbst die Notenbanken, angeblich doch gern als unabhängig gesehen, beteiligen sich daran. Fluten die Finanzsysteme seit Jahren mit zusätzlichem Zentralbankgeld, um das System vor dem Zusammenbruch zu bewahren. Geld, dass sich dann auf den Finanzmärkten, genauer, den Wettbörsen austobte und dort noch immer tobt und im Gefolge die Aktienkurse, die Sachwerte von Immobilien und Kunst in den letzten Jahren, für den Durchschnittsbürger, in immer unerreichbarere Höhen katapultierte.

Und dadurch die Mieten von Wohnungen und Häusern mit nach oben zog.

Jedoch ohne, dass sich all das in den offiziell verlautbarten Preissteigerungsraten niederschlug.

Skandale, die gar nicht als solche wahrgenommen werden. Jedenfalls ist in den „Mainstreammedien“ dazu kaum etwas Profundes zu finden.

https://finanzmarktwelt.de/inflation-verbraucherpreisinflation-erstmals-seit-2012-ueber-vermoegenspreisinflation-242693/

Da auch die Statistikämter mit all dem in Verbindung stehen und zweifellos ihren Teil daran geleistet haben, dies zu verbrämen und zu vertuschen, lässt einen an eine breitgefächerte Verschwörung, zugunsten der Vermögenden denken.

Aber neuerdings gilt für eine solche, vom „Mainstream“ abweichende These: Das, was nicht sein darf, kann auch nicht sein.

Wer anderes behauptet, ist ein Verschwörungstheoretiker, ein Schwurbler. Und wenn das noch nicht genügt, um ihn zum Verstummen zu bringen, ein Querdenker. Genauer: ein Querulant. Ein bösartiger Außenseiter. Dem zuzuhören sich verbietet.

Das ist Meinungsmache vom Feinsten. Propaganda, auf dem Höhepunkt ihres Könnens. Goebbels würde, könnte er sich dazu noch äußern, angesichts solcher Perfidie, sicher Beifall klatschen.

Doch schon seit geraumer Zeit wirkt sich die Geldflutung der Notenbanken tatsächlich in der „Realwirtschaft“ aus. Die Verbraucherpreissteigerung hat spürbar angezogen. Alle statistischen Tricks, um es zu verbergen, darunter hedonische Preisindizes, wirken nicht mehr.

Nun sollen höhere Zinssätze die Probleme lösen.

Ob das gelingt? Daran habe ich große Zweifel. Das ist als wolle man Satan mit dem Beelzebub austreiben.

Die ersten Bankenzusammenbrüche werden bereits gemeldet. Reallohnverluste sind an der Tagesordnung. Rezessionsängste gehen um.

Womit wir dann wieder bei den Gespenstern vom Anfang dieses Beitrags gelandet sind.

Wer diese Gespenster austreiben will, muss sich wappnen. Denn der Glaube an den Zins hat sie hervorgebracht. Sehr bösartige noch dazu.

Abschwören? – Nicht doch.

Allein die Zinsnahme in Zweifel zu ziehen, sorgt schon bei vielen Mitbürgern für Kopfschütteln.

Bei all jenen, die davon profitieren, oder es zumindest annehmen, erregt der mögliche Verzicht darauf, strengsten Widerspruch. Der sich über Ärger, bis zur Wut steigern kann.

Jeder Finanzwissenschaftler, jeder Wirtschaftsfachmann, der viele Jahre seines Lebens mit Studium und der praktischen Anwendung des Zinssystems verbracht hat, wird sich mit allen Mitteln dagegen verwahren, aufs falsche Pferd gesetzt zu haben.

Gar nicht zu reden von den Börsenmaklern, den Finanzhaien in Banken und Investmentfirmen.

Und selbst dem Kapitalismus gegenüber kritisch eingestellte Menschen, zucken zurück, wenn es, nicht nur gedanklich, sondern tatsächlich darum geht, ein wirklich stabiles Fundament des Geldwesens zu legen.

Zu unvorhersehbar die Folgen.

Tristan Abromeit hat dazu einen sehr nachdenklich machenden Text verfasst. Zwar schon deutlich älter (aus den neunziger Jahren), aber in den Aussagen aktuell wie eh.

https://userpage.fu-berlin.de/~roehrigw/zinskreuz/abromeit.html

Schon von Gründung an Mitglied der Grünen, die damals dem Kapitalismus gegenüber noch äußerst kritisch eingestellt waren, hat er dann, im Jahr 2009, doch endgültig das Handtuch geworfen und ist aus der Partei ausgetreten. Wohl ziemlich desillusioniert. Denn der Marsch durch die Institutionen hat die ursprünglichen Protagonisten verändert. – Viel zu oft nicht zum Positiven.

https://www.sueddeutsche.de/politik/68er-bewegung-ein-angriff-auf-unsere-generation-1.3522988

Angesichts der derzeitigen grünen Mandatsträger müssten die alten Haudegen, die der Partei weiterhin die Treue halten, eigentlich vor Scham erblassen.

Bei Manova, ehemals Rubikon, erschien die Tage (19. Mai) ein Beitrag von Bertram Burian, der uns Bürger dazu aufruft, Diskussionen zu einem alternativen Finanzsystem aufzunehmen und zu führen. – Zustimmung. Weil es zumindest ein Anfang für einen Umschwung wäre.

Aber die Skepsis bleibt, dass genügend Zeit zur Verfügung steht und auch der Wille zur Veränderung da ist, um ihn einzuläuten.

Denn auch auf dieser Website hier, kein Engagement der Leser diesbezüglich.

Dennoch, selbst wenn es nicht gelingt und der drohende Kladderadatsch uns alle in wirklich existentielle Nöte bringt, wäre das Wissen um eine alternative Lösung, für die Zeit danach, äußerst hilfreich. Und eine praktikable Lösung existiert ja. Nur leider seit Jahrzehnten von Finanzwissenschaftlern weitgehend verschwiegen.

Oder wenn sie sie erwähnen, als Kuriosität ansehen und als undurchführbar abtun.

Dabei gibt es doch, der Blick in die europäische Geschichte des letzten Jahrhunderts beweist es, eine praxistaugliche Umsetzung, wie die Deflation der 30er Jahre des letzten Jahrhunderts, die in die Weltgeschichte als große Weltwirtschaftskrise bekannt wurde, erfolgreich hätte verhindert werden können. Wenn, man sie denn nicht kurzerhand verboten hätte.

Viel menschliches Leid wäre vermieden worden, hätten die Notenbanker sie zugelassen, mehr noch, sich daran ein Beispiel genommen.

Und auch die derzeitigen Finanzprobleme ließen sich mittels einer von der Notenbank verhängten „recht spürbaren Demurrage“ lösen. Dazu an einigen Stellschrauben gedreht, und eine glaubwürdige Statistik der Preissteigerungen installiert, schon könnte es losgehen.

Die Umlaufgeschwindigkeit des Geldes würde sich drastisch erhöhen und die Notenbank könnte, ohne Gefahr für die Konjunktur, all die überflüssigen Gelder, die sie zur Stabilisierung des Systems herausgegeben haben (und die derzeit die drastischen Preissteigerungen verursachen), nach und nach, wieder einsammeln.

Doch noch nie scherten sich die Politiker, führenden Finanzwissenschaftler und Wirtschaftsbosse, ums Volk; um dessen Leid. Nur dann, wenn ihre Gewinne oder ihre gesellschaftliche Position in Gefahr geriet. Ansonsten waren sie, im Zweifelsfall, stets dazu bereit, junge Leute in Kriegen zu verheizen. Hauptsache, die Gewinne sprudeln.

Und Kriege versprechen nun mal besonders große.

So zynisch, so wahr. Weshalb sie auch, nach wie vor, Konjunktur haben.

Eines weiß ich gewiss: solange wir Menschen dem Zinsgeld die Treue halten – und damit arbeitsfreie Erträge ermöglichen – wird es keine Besserung geben. Denn Spekulation, Wetten, Kriege um Ressourcen, mit all den Gewinnchancen – die mit der Zinsnahme stets in Zusammenhang stehen – versprechen den Akteuren ein „gutes, leichtes“ Leben auf Kosten anderer. Weshalb es, an Nachahmern und Sympathisanten auch nicht mangelt.

Ist das nachahmenswert?

Wer auf der Suche nach Lösungen für einer gerechtere, friedlichere und kooperativere Lebensweise ist – und das sind viele, viele Menschen – wird, so schwer es im Einzelfall auch sein mag, dem Zinsgeld entsagen müssen. – Punkt.

0 0 votes
Article Rating
Abonnieren
Benachrichtige mich bei
wird veröffentlicht
wird nicht veröffentlicht
0 Comments
Inline Feedbacks
View all comments