Der Rückzug ins Private

Auch ich unterliege immer mal wieder der Versuchung, mich diesem Trend anzuschließen. Doch dank eines ungebrochenen Widerstandsgeistes überwinde ich sie stets. Auch wenn die Verzweiflung noch so groß ist.

Freiheit ist ein großes Wort. Allein die Freiheit zu sagen, was mir auf dem Herzen liegt oder mir unruhige Nächte verursacht, ist keine Kleinigkeit.

Das weiß jeder, der sich in den letzten Jahren, aufgrund eigener Aussagen und Taten, immer wieder wie ein Aussätziger fühlte. Und das sind nicht wenige.

All jene beklagen, egal welche politische Richtung sie auch bevorzugen, eine Verengung des Diskurses. Das „Sagbare“ wird mehr und mehr begrenzt. Meinung darf nicht mehr Meinung sein. Wird durch „Faktenchecker“ und mediales „Framing“ in Schach gehalten.

Verengung des Meinungskorridors nennt sich das.

Doch wozu? Wer setzt sich dafür ein? Setzt so seine eigene Freiheit aufs Spiel?

Für den Erhalt des Jobs, der einem mehr und mehr zur Tortur wird?

Oder ist es der ökonomische Druck, der auf uns lastet?

Uns allen?

Nein. Aber fast allen.

Wer eine Finanzierung einer Wohnung oder eines Hauses ab stottert und möglicherweise auch noch für die Ausbildungskosten des Nachwuchses aufkommen will, wird leicht erpressbar.

Und kaum einer mag für ein bedachtes oder auch unbedachtes Wort in existenzielle Not geraten.

Die Folge: der Rückzug ins Private.

Denn Zuhause und im engsten Freundeskreis ist es meist noch erlaubt, zu sagen was einem auf der Zunge liegt, ohne sich vorab selbst zu zensieren.

Wobei im Zuge der „Corona-Krise“, bei zu klaren Worten, dennoch alte Freundschaften zu Bruch gingen.

Was dann bei vielen zu noch mehr Rückzug führte.

Eine Sackgasse.

Aus der es nur einen Weg gibt. Zurück zu offenen Worten. Komme, was wolle.

Das ist Freiheit.

Sie hat ihren Preis. Doch je mehr ihn zahlen, desto preiswerter wird es für alle anderen.

Je weniger Menschen bereit sind ihr Leben in Kriegen zu opfern, Kriege, die mit diplomatischem Geschick – ich behaupte das einfach mal so – vermeidbar wären, desto unwahrscheinlicher werden sie.

Ein Weg, da Farbe zu bekennen ist, soweit noch nicht getan, den Kriegsdienst zu verweigern. Ein jeder hat laut Grundgesetz das Recht dazu. – Noch.

https://www.bafza.de/rat-und-hilfe/kriegsdienstverweigerung-zivildienst

Warum das so ist, darüber berichtete der Mitteldeutsche Rundfunk in einem gut recherchierten Beitrag.

https://www.mdr.de/geschichte/ns-zeit/politik-gesellschaft/wehrdienst-verweigerung-deutschland-ddr-100.html

Wer hingegen glaubt, Zeiten der Bedrängnis aussitzen zu können, wird sich – die Geschichte lehrt das – in noch schwierigeren Verhältnissen wiederfinden.

Die Kriegstrommeln hierzulande sind ja nicht mehr zu überhören.

Wer sich taub stellt und dazu schweigt, soll sich über das Ergebnis nicht wundern.

Zerstörte Städte und Landschaften. Tote. Traumatisierte. Waisen, als auch Eltern mit im Krieg gefallenen Kindern.

Ach, es wird schon nicht so dramatisch werden, ist vielfach zu hören.

Ich bin mir da nicht so sicher.

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