Oder wer billig kauft, kauft zweimal.
Seltsam, beide Aussagen werden gern verbunden. Dabei geht es bei, Kost nix, genau genommen gar nicht um einen Verkauf. Zumindest nicht um einen, der auf finanziellen Gewinn zielt.
Der Gewinn des Anbieters findet sich vielmehr auf einer anderen Ebene, einer emotionalen, einer dem anderen, dem Mitmenschen wohlwollend gesinnten Handlungsweise.
Was angesichts der heutzutage grassierenden Renditejagd beinahe frevelhaft ist. Der Gewinn ist schließlich heilig. Anzweifeln, ein Sakrileg.
Weshalb den Glaubenskriegern des Kapitalismus dieses Denken auch ein Dorn im Auge ist. Der schmerzt. Der ihr Selbstverständnis infrage stellt.
Wie nur kann jemand etwas tun, was ihm keinen Ertrag einbringt? – lässt sie ungläubig fragen. Ihr Menschenbild ist das eines gierigen, egoistischen Wesens. Gespeist aus der Überzeugung, dass ohne finanzielle Gewinnabsicht der Mensch schlicht in Faulheit verfällt und geistig degeneriert.
Das es sich möglicherweise genau umgekehrt verhält, ist ein Gedanke, der ihnen, besonders den „Gewinnern“, nicht in den Sinn kommt. Geschweige denn ins Bewusstsein gerät. Denn dann käme ja alles ins Wanken.
Einem heftigen Erdbeben gleich, das einen, angesichts eines möglichen plötzlichen Endes, ängstlich zurücklässt.
Eine eher unangenehme Erfahrung. Ihr auszuweichen, bestimmt ihr Leben.
Kontrolle. Je mehr desto besser. Alles im Griff haben, das Motto.
Was wird dafür nicht alles getan. Wissenschaftler werden beauftragt, gemeinhin Unvorhersehbares, vorherzusagen. Um es, wenn möglich, abzustellen. Oder noch besser, es steuerbar zu machen.
Der Gipfel der Entwicklung, – na, was sollte es schon sein? – wie üblich, eine Waffe. Mit der sich drohen lässt. Um Geld zu „verdienen“ und Macht auszuüben. Alles unter der Prämisse: rational handeln.
Die Ratio – lateinisch für: Erwägung, Berechnung, Vernunft, weist schon den Weg. Wer sich den Begriff von einem entsprechenden Wörterbuch übersetzen lässt, stößt nicht umsonst als Erstes auf den Begriff Berechnung.
Rationales Handeln ist dann also berechnendes Handeln. Überspitzt, also immer mit Blick auf das eigene Konto.
So auch klar wird, warum Politiker und CEOs gern die Vernunft und das rationale Handeln im Munde führen. Und Menschen, die anders ticken und ihr Handeln unter den Begriff des Gemeinwohls einordnen, als naiv und schwärmerisch abtun.
Ob das ein Verleger eines allumfassenden Lexikons, angesichts der Entwicklung von „Wikipedia“, auch so sieht, daran lässt sich zweifeln.
Die durchaus berechtigte Kritik an Wikipedia einmal außen vor.
Allerdings gibt es dort noch immer eine gehörige Anzahl Menschen, die ihr Wissen teilen, ohne dafür entlohnt zu werden.
Noch viel bedeutender zumindest für den Ottonormalbürger ist die Entwicklung von Linux. Denn das Internet, so wie wir es kennen, gäbe es dann nicht.
Sie werden es kaum glauben, auf den allermeisten Webservern ist Linuxsoftware installiert.
Gegründet wurde Linux von einem Rebellen, einem „schwarzen Schaf“, par excellence. Mit Auswirkungen, die ihm damals wohl selbst in kühnsten Träumen nicht eingefallen wären. Sein Traum war, „ganz schlicht“, ein freies Computer-Betriebssystem. Über das jeder Anwender selbst verfügen kann. Kostenfrei. Und das hat er auch erreicht.
Aber noch viel mehr.
Ein luftig leichter Beitrag bei „Heise“ lässt einen an der Entwicklung teilhaben.
https://www.heise.de/select/ct/2016/18/1472732192870124
Die Idee des Gründers hat viele Computernerds begeistert, die auch heute noch, in der sich äußerst vielfältig zeigenden Linux-Community, ihr Scherflein beitragen. Fast immer kostenfrei.
Und so seltsam es angesichts der Erfolgsstory auch anmutet, noch immer gilt der quelloffene Kernelcode, als das Herz von Linux.
Woran mittlerweile auch Firmen mitarbeiten. Und dass, trotz „open source“.
https://www.ibm.com/de-de/topics/open-source
Gute Nachrichten, alles in allem.
Es gibt sie also, eine gehörige Anzahl an Menschen, die sich nicht dem eher feindlich gesinnten Menschenbild der „Ratio“ unterwerfen.
Übrigens. Es gibt noch viele weitere Projekte, die sich dem „Gemeinwohl“ verpflichtet fühlen. Gelegentlich werde ich darauf zurückkommen.