So sitzen selbst viele kritische Geister vor den großen Herausforderungen dieser Zeit. Darunter finden sich unter anderem: Künstliche Intelligenz, Schuldenberge, Klimakrise, Ressourcenknappheit, zunehmende Armut, unerhörter Reichtum, Geoengineering. Um nur die offensichtlichsten zu nennen.
Die Tatsache, dass das alles eng miteinander verbunden ist, fällt gern unter den Tisch. Komplexität ist unerwünscht. Weil unübersichtlich. Weil kompliziert.
Dabei ist eigentlich alles ganz einfach.
Geld regiert die Welt. Und zwar mittels eingebauter Fehlfunktion. Deren Korrektur von den „Mächtigen“ der Völker nicht einmal ansatzweise erwogen wird. Sie ist nur eine Spielwiese von Außenseitern. Von Querdenkern. Eine Zuschreibung, die ursprünglich einmal ein Prädikat war. Doch inzwischen vergessen, verleugnet und ins Gegenteil verkehrt wird. Die Sprache als Schlachtfeld. Als Kriegsinstrument. Um den noch wachen Geist zu verwirren.
Krieg ist Frieden! Freiheit ist Sklaverei! Unwissenheit ist Stärke!
George Orwell lässt grüßen.
Wie ist das nun mit dem Geld? Wie regiert es?
Durch Menschen. Wie auch sonst?
Schauen wir uns das alles einmal etwas genauer an. Es gibt Schuldner und es gibt Gläubiger. Die Gläubiger sind die „besseren“ Menschen. Sie haben Verzicht geübt und sind dadurch reich geworden. So die Kurzversion. Die ebenso wie die Langversion von den Gläubigern geschrieben wird. Die dafür Zeit haben und denen auch die entsprechenden großen Zeitungs- und Buchverlage gehören. Heutzutage Medienhäuser genannt, weil inzwischen auch die elektronischen Medien vorwiegend in ihren Besitz übergegangen oder zumindest deren Einflusssphäre zuzurechnen sind.
Und nicht zu vergessen, mittels Geld lässt sich mehr Geld machen. So der allgemeine Konsens.
Spekulation ist da die Königsdisziplin. Der Derivate-Dschungel ist deren Spielplatz. Wetten aller Art können dort abgeschlossen werden. Weitgehend unreguliert.
Der Umsatz ist gewaltig. Überschreitet das Weltsozialprodukt um ein Vielfaches.
Ist das ein Problem?
Ja und nein. Denn zum Wetten gehören nun einmal zwei. Genau genommen drei. Denn der Buchmacher wird auch gebraucht. Zumindest, wenn es professionellen Status haben soll. Den stellen üblicherweise die großen Bankhäuser, die damit ihren Gewinn aufbessern.
Letztere sind diejenigen, die auf jeden Fall gewinnen. Mittels Gebühren.
Bei allen anderen wechselt nur das Geld von einer Hand in eine andere.
Das, das Gefahren beinhaltet, ist unbestritten. Besonders dann, wenn große Geldhäuser daran teilnehmen. Denn deren Insolvenz bei Fehlspekulation kann ungeahnte Auswirkungen auf das Weltfinanzgefüge haben. Die Finanzkrise von 2007/8 ist vielen noch in guter oder doch wohl eher in schlechter Erinnerung. Damals waren es Spekulationen mit „Subprime-Krediten“.
Was schlicht nur ein anderes Wort für minderwertige Wertpapiere ist.
Finanzinstitute (darunter auch Hedgefonds) hatten Hypotheken von Hauskäufern in Wertpapieren gebündelt, die dann international gehandelt wurden. Sie galten, weil sie mehrere Risikoklassen beinhalteten, als sicher. Als die Preise von Immobilien in den USA, wegen steigender Zinsen der Notenbank und den dadurch höheren Finanzierungskosten fielen, fielen auch die Wertpapiere in ihrem Wert (in den USA wurden Hypothekenkredite, im Gegensatz zu Deutschland, oft mit variablem Zinssatz abgeschlossen).
Die Banken, die die Hypotheken finanziert hatten, bekamen nun ein Problem. Immer mehr Hausbesitzer stellten ihre Zahlungen ein und kündigten wegen steigender Kosten ihre Hypothek und übergaben der Bank den Hausschlüssel.
Dazu ein Auszug aus dem nachfolgenden Link:
„Die Aufnahme von Hypothekenkrediten wurde schließlich durch die mangelnden Sanktionsmöglichkeiten auf den US-Kreditmärkten begünstigt. In den meisten US-Bundesstaaten dient lediglich die Immobilie des Schuldners als Sicherheit, der Zugriff von Gläubigern auf andere Vermögensgegenstände des Kreditnehmers ist hingegen ausgeschlossen. In der Praxis zieht ein Hausbesitzer, der seinen Hypothekarkredit nicht mehr bedienen kann, aus dem Haus aus, steckt die Haustürschlüssel in ein Kuvert und schickt ihn an seine Bank (jingle mail). Zwar droht kurzfristig ein Verlust der Kreditwürdigkeit, durch zuverlässige Zahlungen von Kreditkartenrechnungen kann das persönliche Rating aber rasch wieder verbessert werden.“
https://wirtschaftslexikon.gabler.de/definition/subprime-krise-51706/version-176880
Die Bank saß nun auf Hypotheken, deren Werte fielen, weil das Marktangebot immer größer wurde. Und auch die Banken und Anleger, die die Wertpapiere gekauft hatten, bekamen Probleme, weil deren Wert rapide abnahm. Was zu Bankenpleiten und letztlich im Bankrott der großen Investmentbank „Lehman Brothers“ mündete. Mit all den weltweit bekannten Folgen.
https://www.zeit.de/wirtschaft/2018-09/lehman-finanzkrise-henry-paulson-usa
Heißt: unregulierter Derivatehandel birgt große Risiken. Risiken, die angesichts des Umfangs kaum einzuschätzen sind.
Hat sich seitdem etwas geändert? Nicht doch. Der Derivatehandel ist größer als je zuvor. Das Finanzsystem muss weiter laufen. Muss wachsen. Um jeden Preis. Um jeden. Zu viel hängt davon ab.
Jedenfalls für die Profiteure. Und das ist weltweit betrachtet eine Minderheit. Eine kleine. Sehr kleine. Aber eine ungeheuer mächtige. Die immer mehr Vermögenswerte ihr Eigen nennt.
Rendite-Denken bestimmt deren Handeln. Vermögenszuwachs ist das Ziel. Was seit der Einführung von Steueroasen keine besonders große Expertise mehr verlangt. Das Vermögen derjenigen, die viel haben, wächst seit vielen Jahren überdurchschnittlich.
Wie lange diese Umverteilung zugunsten der Vermögenden noch andauern kann, ist die große Frage. Denn inzwischen sind selbst die meisten Staaten hoch verschuldet und sind kaum noch in der Lage, weitere Rettungsaktionen zugunsten von Gläubigern zu stemmen. Selbst die Notenbanken haben ihr Pulver weitgehend verschossen. All die widersinnigen Instrumente, die zur Sicherung des Finanzsystems seit der Finanzkrise 2008 eingeführt wurden, haben nur deren Bilanzsumme in den Himmel schießen lassen. Gelder, die irgendwo zu Preissteigerungen führen müssen. Ersichtlich ist das bei Hauspreisen, Mieten, Aktienwerten, Gold, Silber und Kunst. Um nur einige zu nennen. Preisanstiege, die auch damit zu tun haben, dass immer mehr Geldanleger dazu übergehen, statt in Geldanlagen in Sachwerte zu investieren.
Eigentlich ein Alarmzeichen. Denn Sachwerte verursachen nun einmal Kosten. Häuser müssen in Ordnung gehalten werden. Aktienwerte abzusichern kostet. Gold und Silber verursachen Lagerkosten (Tresore). Kunstwerke altern.
Aber unbestreitbar haben sie einen Wert. Der sich aus der Knappheit erklärt.
Geld hingegen ist nur ein Konstrukt. Das sich aus Gesetzen und Übereinkünften bildet. Finanztechnisch gesehen gibt es kein Geld, sondern nur Forderungen und Schulden. Würden alle Forderungen von den Schuldnern beglichen, würde das Geld quasi verschwinden. Das ist schlicht das Einmaleins der volkswirtschaftlichen Buchhaltung.
https://epub.sub.uni-hamburg.de/epub/volltexte/2024/164373/pdf/WFC_Schulden_u_Vermoegen_DE_web.pdf (20 Seiten)
Was bleibt, sind jedoch die Sachwerte. Häuser, Fabriken, Autos, Grundstücke, Gold und Silber. Rohstoffe wie Öl, Gas, Kohle und diverse Metalle. Die Liste ließ sich noch um einiges erweitern.
Deshalb die Frage: Warum investieren Superreiche derzeit besonders gern in landwirtschaftliche Flächen und treiben damit die Bodenpreise für viele Landwirte in unerschwingliche Höhen?
https://www.deutschlandfunk.de/ackerland-investoren-ostdeutschland-landgrabbing-100.html#Kauf
Sie können es sich leisten. Kurzgefasst: Sachwerte sind in. Konservative Geldanlagen eher out. Selbst wenn landwirtschaftlich und forstwirtschaftlich genutzte Flächen im Preis fallen sollten, bleibt immer noch ein greifbarer Wert. Denn entsprechende Nutzflächen lassen sich auf dieser Erde, ebenso wie Bodenschätze, nicht vermehren. Geld hingegen schon. Die Notenbanken beweisen das seit Jahren an jedem Tag.
Kurvig nun der Weg zurück zum ersten Absatz des Beitrags.
Wer also für den Großteil seines Vermögens Unterhaltskosten in Kauf nimmt, muss gegenüber der Entwicklung der Finanzmärkte skeptisch gestimmt sein, ahnt möglicherweise deren baldigen Kollaps voraus. Es würde jedenfalls sein Handeln erklären. Sachwerte sind nämlich, die Vergangenheit lehrt es, in solchen Fällen eine sichere Bank.
Ob das eigene Leben dann noch sicher ist, ist eine ganz andere Frage. Es gibt schlichtweg zu viele Unwägbarkeiten.
Ist es der Klimawandel, der Änderungen in unserem Verhalten erzwingt? Wohl eher nicht, wie die vergangenen Jahrzehnte bewiesen haben. Alles ging, trotz politischer Entschlüsse, den gewohnten Gang. Und wird wohl auch so weitergehen.
Selbst Geoengineering wird nur vorübergehend Zeit schinden. Mit vermutlich unvorhersehbaren Nebenwirkungen.
Wird die künstliche Intelligenz uns Auswege zeigen? Das ist angesichts deren Programmierung nicht zu erwarten.
Auch technische Lösungen werden, wenn sie die gewünschte Rendite nicht erzielen, Wunschtraum bleiben.
Die große Frage wird sein, ob die Menschheit, auch nach dem Kollaps, die Zinsmühle, weiterhin mittels ihrer Arbeit antreibt.
Eines ist gewiss: Eine umfassende Rückkehr zu heutigen Lebensverhältnissen wird es schlicht nicht geben. Nicht geben können. Das Kohle- und Ölzeitalter wird als Fanal der Gier und Hybris in die Geschichte eingehen.
Anmerkung: Auch geplante Kriege waren zur Lösung angeblich unlösbarer Probleme schon immer ein probates Mittel. Nur, dass sie die Ressourcenprobleme noch schneller aufs Tapet bringen. Und das ist etwas, was die Renditejäger partout nicht wollen.
Das Thema muss umschifft werden, solange es nur geht. Denn das Eingeständnis, in absehbarer Zeit nicht mehr genügend Treibstoff zur Aufrechterhaltung des Kapitalismus zu haben – Wachstum ade – würde ihm, der inzwischen mit all den vielen Problemen eh schon einem Drahtseilakt gleicht, sehr schnell den Todesstoß versetzen.
Die Faktenlage ist eindeutig. Und weil sie es ist, wird es auch keinen Neustart unter alten Prämissen geben. Geben können.
Die Menschheit betritt bald fremdes Terrain. Neugierige werden das begrüßen.