Die Orthodoxie des Wissenschaftsbetriebs

Gehen Sie gedanklich einfach ein paar Jahrhunderte zurück. Zurück in die ersten Jahre des 17. Jahrhunderts. Die Örtlichkeit: Rom, der Vatikan, im Jahre 1611.

Der Besucher: Galileo Galilei

Zu dem Zeitpunkt war er bereits ein anerkannter Wissenschaftler, der sich besonders mit Mathematik beschäftigte, die er als Professor an der Universität in Padua lehrte. Aber auch die Astronomie beschäftigte ihn.

In dem Zusammenhang stieß er auch auf die Forschungen von Johannes Kepler, der 1609 die neue Theorie über die Bewegung der Planeten, die Nikolaus Kopernikus schon einige Jahrzehnte vorher in einem Buch veröffentlicht hatte, unterstützte. Er ging davon aus, dass sich die Planeten nicht um die Erde, sondern um die Sonne kreisen. Die Wiedergeburt des heliozentrischen Weltbildes des Altertums.

Doch die Katholische Kirche, vertreten durch den Papst und die Kardinäle, die damals die Hoheit über die Wissenschaft repräsentierte, verwarf die Theorie und warf im Gegenzug deren Befürwortern Gotteslästerung vor. Ketzerei.

Dagegen wollte Galileo nun mit neuartigen Beweismitteln vorgehen, darunter auch mittels des erst kürzlich entdeckten Teleskops, dessen Linsen er verbesserte.

Doch es half nichts. All seine Überzeugungskunst, alle präsentierten Fakten, blieben wirkungslos. Der Vatikan sah nach wie vor die Erde als Mittelpunkt des Weltgeschehens. Verbot 1616 gar die Schriften des Kopernikus und verlangte Jahre später von Galileo, im Büßerhemd, vor der Inquisition seinen Überzeugungen abzuschwören.

https://www1.wdr.de/radio/wdr5/sendungen/zeitzeichen/zeitzeichen-galileo-galilei-100.html

Jahrhundertelang hatte dieser Bann der Katholischen Kirche dann Bestand. Erst am Ende des 20. Jahrhunderts nahm sie die Entscheidung zurück und Galilei wurde rehabilitiert.

Lässt sich daraus etwas lernen? Entscheiden Sie selbst. Lesen Sie den aktuellen Beitrag des Professors der Ökonomie, Professor, Dr. Christian Kreiß, über das heutige ökonomische Weltbild und den Umgang mit den modernen Ketzern.

Zu denen er sich mittlerweile selbst zählen kann.

Da sich seine berufliche Laufbahn sich dem Ende zuneigt, dürfte ihn ein richterlicher Bannspruch, allerdings nur wenig erschüttern.

Eine Frage jedoch bleibt: Was kann ein einzelner Wissenschaftler schon gegen vernagelte Weltbilder und die dahinterstehende Macht ausrichten?

Zu wenig. Deshalb hat Galileo Galilei sich wohl auch davor gebeugt.

https://tkp.at/2025/05/27/wie-frei-sind-unsere-universitaeten/

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