Wie auf dem Schulhof

Wer sich derzeit das Weltgeschehen zu Gemüte führt, fühlt sich an eher alte Zeiten erinnert. An eine überschaubare Welt. An eine, in der ein Schulhofbully oder Schulhofbullys und dessen Kumpane das Sagen hatten.

Geführt von meist körperlich kräftigen und recht aggressiv auftretenden Figuren aus den oberen Jahrgangsstufen.

Das, was sich heute Mobbing nennt, war ihr Markenzeichen. Es ging darum, „schwächeren“ Schülern seinen oder ihren Willen aufzuzwingen.

Ihnen aus dem Weg zu gehen, war nicht einfach. Besonders, wenn sie ein Auge auf einen geworfen hatten.

Doch die meisten, besonders die jüngeren Schüler, waren bestrebt, ihrer Aufmerksamkeit zu entgehen. Wer wollte schon gerne in eine Rauferei oder gar in Mobbing verstrickt werden.

Auch die Aufsichtspersonen hielten sich üblicherweise zurück. Schritten nur dann ein, wenn es sich nicht mehr vermeiden ließ. Auch sie wollten schließlich nicht zur Zielscheibe der Aggressoren werden.

Denn deren loses Mundwerk war gefürchtet. Auch das Gelächter, das dem oft folgte.

Wurden sie allzu sehr in ihrem Tun gehindert, verlagerten sie es gern auf Schulwege oder Freizeitstätten. Dort, wo Aufsicht schlicht versagte und auch heutzutage noch immer versagt. Und auch der Schulhof wird derzeit wieder Schritt für Schritt zurückerobert.

Macht nimmt sich Macht. Wo immer sie eine Lücke spürt. Und verteidigt die erworbene Macht dann eifrig. Womit wir dann auch schon wieder in der Gegenwart angelangt sind.

Kooperation? – Nicht doch.

Einfluss hergeben? Nein. Niemals. Es sei denn, der Führungsanspruch zerschellt an rechtlichen Hürden.

Erst dann wird klein beigegeben.

Werden doch Kompromisse ausgelotet, wird deren Überwindung jedoch bereits beim Entschluss schon angedacht.

Kleinere Brötchen backen dient nur der Ablenkung.

Sich in den Büßermantel hüllen, gilt gar als edle Geste. Als Zeichen der Einsicht. Allerdings nur als Einsicht in das derzeitige Unvermeidliche. Und stets versehen mit dem Willen, solchen Scharaden zukünftig aus dem Weg zu gehen.

Sichtbare Schwäche ist ihnen ein Gräuel. Sie sagen: Macht braucht Statur, Status, Durchhaltevermögen, Kraft und Opfer. Von letzteren möglichst viele. Damit sie sich zeigt. Ihren Primat beweist.

Kriege sind dafür ein probates Mittel. Vielleicht sind sie deshalb unausrottbar. Weil sie gewissermaßen menschliche Bedürfnisse erfüllen. Wenn, auch nur die von wenigen.

Doch es sind die, die zählen. Es wird behauptet: Sie seien unverzichtbar. Nun denn, ihnen gehören unter anderem die großen Wirtschaftsunternehmen. Sie besitzen somit Geld. Viel davon. Und das Geld dient ihnen. Schafft „Spielraum“. Gibt Macht.

Da schließt sich der Kreis wieder. Wer im Schulhof kindliche und jugendliche Machtlosigkeit erlebt hat, wird gern nach der „erwachsenen“ Machtfülle greifen, die Geld verspricht.

Doch das Problem dabei. Kompensationen sind kein Ersatz.

Deshalb auch die greifbare Unzufriedenheit bei äußerlich erfolgreichen und vermögenden Mitbürgern, die sich in übermäßigem Konsum betäuben. Und dabei selbst vor Drogeneinnahme keinen Halt machen. Ein derartiger Lebensentwurf ist allerdings schlicht untauglich für die meisten fühlenden, mitfühlenden und friedvollen Wesen.

Wirkliche Machtmenschen, Psychopathen (genauer: Menschen mit antisozialer Persönlichkeitsstörung), sind daher eher selten. Allerdings in gehobenen Positionen dennoch erwiesenermaßen weit über dem Durchschnitt vertreten.

Nachahmenswert? Für viele noch immer.

Nur warum ebnen wir derartigen Menschen, die ganz anders ticken, jeden Tag den Weg, wo wir doch zweifellos die Mehrheit der Menschen bilden.

Bestenfalls bestaunen wir die Auswüchse und negativen Begleiterscheinungen.

Ist das Unterwürfigkeit, frei nach dem Motto: Wir kleinen Menschen können eh nichts ändern?

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