Kriege mit Waffengewalt beenden zu wollen, scheint keine besonders gute Idee zu sein. Das ist als würde eine nicht unbeträchtliche Menge Öl, immer wieder auf Neue, in bereits lodernde Feuer gegossen.
Was böse enden kann.
Feuerwehrleute wissen das. Notfallmediziner auch. Eigentlich jeder mit ein wenig Verstand und Belesenheit weiß das. Denn Grillunfälle durch Einsatz von Spiritus machen immer wieder mal Schlagzeilen.
Doch unsere Regierung ist über derartige Mahnungen erhaben.
Galt jahrzehntelang die Regel: keine Lieferung von Waffen in Krisengebiete, wird diese recht bewährte Gepflogenheit, nun eiligst über Bord gekippt. Aus dem Auge aus dem Sinn.
Es ist als gäbe es die Wiederkehr des Erzfeindes, der mit allen, mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln bekämpft werden muss.
Der Gegner sei aggressiv. Uneinsichtig. Unzugänglich. Jeglichen Friedensbemühungen abhold, wird gern behauptet.
Es bliebe nur der Waffeneinsatz um ihn zur „Vernunft“ zu bringen. Ein Statement, das, nicht nur hierzulande, jetzt anscheinend Regierungsmeinung ist.
Bisher galt: gerüstet wird vorbeugend. Und das unentwegt. Angeblich um militärische Auseinandersetzungen gar nicht erst entstehen zu lassen. Abschreckung lautet das Zauberwort. Die, was den Einsatz von atomaren Waffen oder chemischen oder biologischen Kampfstoffen betrifft, tatsächlich, bis auf wenige Ausnahmen, die gewünschte Wirkung hatte. Bisher jedenfalls.
Trotzdem halte ich nichts davon. Es ist und bleibt pervers. Ist aberwitzig und menschenfeindlich.
Auch sollte im Getümmel des Medienfeuers und der Leitlinien der Regierenden bedacht werden, das Kriege anzufangen, definitiv einfacher ist, als sie zu beenden.
Rachegelüste, die Vergeltung von Kriegsgräuel, der Zorn, der ob all der Zumutungen in den Menschen wütet, macht es schwer. Noch dazu wenn vorhandene Waffen die Aussicht auf Genugtuung versprechen und damit angeblich die Befriedung der Gefühlsstürme.
So bleiben Zweifel.
Denn nur da wo Waffen vorhanden sind, ist Krieg Möglichkeit der Konfliktlösung.
Doch der Erwägung militärischer Optionen gehen immer Streitigkeiten voraus. Immer.
Besonders dann, wenn diese von globalem Interesse sind. Und es um Machterhalt, Machtausbau und ums Geschäftemachen geht.
Diplomaten, Politiker, Industrielle und Lobbyisten von allerlei Interessengruppen geben sich dann die Klinke in die Hand oder lassen die Telefonleitungen glühen.
Die Medienhäuser, an ihren Geschäften interessiert, heizen die Stimmung zusätzlich an. Klicks und Werbeeinnahmen winken. Dabei bleibt die Wahrheit meist auf der Strecke. Lügen verkaufen sich halt besser. Passen auch eher ins politische Kalkül.
Geschickt umgesetzt läuft der mediale Tenor dann in die gleiche Richtung. Nennt sich Propaganda.
Und beide Konfliktseiten spielen auf dieser Klaviatur. Oft meisterhaft. Neben den Politikern haben auch die Geheimdienste ihren Anteil daran. Gern regierungsnahe Quellen genannt.
Gewinnt nun eine Seite dauerhaft an Einfluss auf die „öffentliche Meinung“, entsteht ein Ungleichgewicht. Dem Unterlegenen droht der mediale Gau.
So dessen Handlungsmaximen schrumpfen. Die Töne werden schriller.
Das ist der kritische Zeitpunkt. Denn gibt es keinen irgend gearteten Ausgleich, kein politisches Entgegenkommen, steigt die Wahrscheinlichkeit einer militärischen Auseinandersetzung.
Doch der medial unterlegen Wirkende hat nun ein Problem. Er bekommt stets die schwarze Karte. Gilt als der Schuldige.
Auf dieser Zuschreibung lassen sich nun politische Entscheidungen gegen den Angreifer wunderbar begründen und durchsetzen. Schuldige müssen schließlich bestraft werden. Oder nicht?
Was gilt da schon, das in die Ecke gedrängt sein.
Das geschickter gebaute Lügengebäude hat dann endgültig die Oberhand gewonnen.
Wer jetzt angesichts der aktuellen Geschehnisse in der Ukraine glaubt, angesichts dieser Aussagen, den Kopf schütteln zu müssen, sollte sich noch einmal an die Kriegsausbrüche im Irak und in Libyen erinnern, und was dem vorausging. Wie viel Lug und Trug es da auf beiden Seiten gab. Und was letztlich vom hehren Kriegsziel übrig blieb: zerstörte Staaten; traumatisierte Bevölkerungen.
Kriege fallen nicht einfach vom Himmel, sondern sind Folge politischer Entscheidungen. Und sind, nicht selten, wohl auch politisch gewünscht. Auch von denen, die öffentlich gern die Hände in Unschuld waschen.
Politik ist, der Volksmund wusste das schon immer, nun mal ein schmutziges Geschäft. Und das schmutzigste Geschäft, der Krieg, einfach nur die Fortsetzung der Politik. Halt nur mit anderen Mitteln. – So zynisch, so wahr.
Klar ist, das es dabei immer um Interessen geht. Nur um wessen Interessen? Ganz sicher nicht um die Interessen, des so viel beschworenen kleinen Mannes.
Denn der ist eher friedfertig gestimmt. Verliert bei einem Krieg meist mehr als er gewinnen kann. Viel zu oft auch das eigene Leben. Oder das von Ehefrau, Kindern, Verwandten und Freunden.
Wer mal eine gänzlich andere Sicht, als unsere „Mainstreammedien“, auf den Krieg in der Ukraine und das ihm vorangegangene Geschehen werfen will, sollte sich mal auf dem Blog von Thomas Röper umschauen. Das ernüchtert.
Lösen solche kritische Stimmen hierzulande etwa Verunsicherung aus. Aber nicht doch. Weder bei den Parteien noch in den Medienhäusern.
Nachdenkliche Stimmen sind eine Seltenheit und bleiben im Getöse weitgehend ungehört. Stattdessen: Getrommel, Getrommel, Getrommel. Für den Krieg.
Selbst aus eher unerwarteter Richtung.
https://www.n-tv.de/politik/Forscherin-Frieden-schaffen-ohne-Waffen-naiv-article23271984.html
Pazifismus – naiv! Das hat mich echt umgehauen.
Mit einigen Federstrichen werden die Überzeugungen von Menschen wie Mahatma Gandhi, Martin Luther King und Nelson Mandela, ins mediale Abseits gestellt. Werden einfach abgewatscht. – Ihr Denken und Handeln. Untauglich angeblich. Heutzutage.
Hatte der „Tank Man“ auf Chinas Himmlichen Platz am 5.Juni im Jahr 1989 etwa eine Waffe in der Hand.
https://www.ndr.de/geschichte/Der-Tank-Man,widener120.html
Trotzdem, oder gerade deshalb, weil er keine in der Hand hatte, hatte sein Tun ungeahnte Konsequenzen.
Er ist, neben den bereits Genannten, eine Ikone des Pazifismus.
Ikonen, die sich ihrerseits gern auf religiöse Vorbilder und Traditionen beriefen.
Im Gegensatz zu all den verheerenden Waffengängen des letzten Jahrhunderts, haben sie unzähligen Menschen den Mut verliehen, sich friedensschaffendem Denken zuzuwenden. Gewaltfrei zu handeln. Antimilitaristisch.
Und das dieses Denken tatsächlich etwas bewegte, will doch wohl niemand ernsthaft anzweifeln.
Was auch der Grund dafür ist, das für viele dieser friedensbewegten Menschen, die derzeitigen Geschehnisse so verstörend wirken.
Es ist als würde das Rad der Geschichte zurückgedreht. Nicht nur um Jahrzehnte. Eher um Jahrhunderte. Fehlt nur noch der Ruf nach Auge um Auge, Zahn um Zahn.
Sind all die Millionen Yogaübende weltweit, deren Üben auch auf dem ersten und damit wichtigsten Leitsatz Gewaltlosigkeit beruht, nur unrealistische Träumer?
Sind all die religiös motivierten Meditierenden, die um inneren Frieden ringen, etwa Phantasten?
War Jesus einer?
Was ist mit all den Psychiatern, Psychologen, Psychotherapeuten und Sozialpädagogen und -arbeitern weltweit, die sich mit den vom Krieg verursachten Traumata ihrer Klienten herumschlagen. Sind sie realitätsfern?
Die Betroffenen, Täter wie Opfer, in ihrer Seele beschädigt, nur unvermeidbare Kollateralschäden?
Ein deutscher Politiker, dem Wirklichkeitsferne nun wirklich nicht nachgesagt werden konnte, schuf im Wahlkampf im Jahre 1949 Jahre den legendären Satz: „Wer nochmal eine Waffe in die Hand nimmt, dem soll sie abfallen.“
Da waren die zerstörerischen Folgen des Krieges noch allgegenwärtig.
Franz Joseph Strauß hat in späteren Jahren jedoch eine furiose Kehrtwende seiner Waffen ablehnenden Überzeugung hingelegt. Die Hände sind im trotzdem nicht abgefallen.
Ist das etwa der Beweis für die Überlegenheit der Bellizisten?
Kriege in Europa schienen lange Zeit undenkbar. So es auch keinerlei direkte Erfahrungswerte mehr gibt. Die letzten Alten, die davon berichten könnten, sterben weg.
Die Kinder, Enkel- und Urenkelgeneration der Kriegsgeneration befürwortet nun wieder und das in großer Zahl, zur Durchsetzung politischer Ziele, Waffengewalt und Kriegseinsätze. Jedenfalls wird dagegen von ihnen nicht nennenswert demonstriert. Vorbereitet wurde diese Einstellung ja auch durch die vielen bewaffneten UNO-Einsätze der Bundeswehr.
Dazu nur soviel: wer das Prinzip Gewaltlosigkeit mit mangelnder Konsequenz gleichsetzt, hat das ihm zugrundeliegende Prinzip nicht verstanden.
Wie schon so oft in der Vergangenheit sind diejenigen, die es ablehnen, anscheinend dazu verdammt, wieder und wieder, die Fehler der Vorfahren zu begehen. Mit all den schrecklichen Konsequenzen für die eigenen Nachkommen.
https://www.mdr.de/wissen/vererbte-traumata-100.html
https://www.youtube.com/watch?app=desktop&v=ngBemRkP2bw
Mehr gibt es zum Thema Gewaltlosigkeit erst einmal dazu nicht zu sagen. Was nicht heißt, das es dazu nichts Weiteres zu sagen gäbe.
Doch darüber mehr in zukünftigen Beiträgen und hoffentlich anderen Zusammenhängen.