Wer sich dem Judentum, dem Christentums und dem Islam nähern möchte, kommt um die Kenntnisnahme der beiden Bibelgestalten Melchisedek und Abraham nicht herum. Denn Abraham hat, ebenso wie Noah, einen Bund mit Gott geschlossen. Genau genommen einen völlig neuen.
Was in der Wirkung nicht unterschätzt werden darf.
Wird die Bibel, so wie ich es tue, als ein dauerhaftes göttliches Ringen mit den von „Ihm“ geschaffenen Menschen gelesen, dürfte dieser Schritt gar als ein völliger Neuanfang gelesen werden.
Warum dies nötig wurde, darüber kann eifrig spekuliert werden.
Wobei die Bedeutung des Namens Melchisedek schon Hinweis darauf gibt.
König der Gerechtigkeit. König des Friedens.
Was vermuten lässt, dass vor dessen biblischen Erscheinens die Ungerechtigkeit fröhlich Urständ feierte und Kriege an der Tagesordnung waren.
https://de.wikipedia.org/wiki/Melchisedek
Ganz zweifellos. Ohne Melchisedek hätte Abraham niemals die religiöse Aufmerksamkeit erhalten, die ihn zum Gründer dreier Weltreligionen machte.
https://www.deutschlandfunk.de/juedische-identitaet-die-bedeutung-abrahams-im-judentum-100.html
https://abrahamisches-forum.de/wp-content/uploads/2020/12/Rothenbusch-Die-Bedeutung-Abrahams.pdf
Nachfolgend ein Link, der dem Geschehen um den Krieg und dem Treffen mit Melchisedek vorausging.
Statt nüchterner Bibelworte haucht der Beitrag dem Geschehen Leben ein. Und sorgt auch für mögliche Erklärungen für das Handeln der Kriegsteilnehmer.
Und trotzdem übersieht auch hier der Autor die Tragweite der freiwilligen Gabe des Zehnten.
Melchisedek erhält den zehnten Anteil der eroberten Beute, und zwar bevor irgendetwas davon verteilt war. Er hatte also den Erstzugriff.
Da sind wir dann beim Dreh- und Angelpunkt der freiwilligen Gabe des Zehnten.
Abraham akzeptierte Melchisedek durch diese Tat als Gottkönig und obersten Priester. Für den er im Gegenzug den Segen Gottes erhielt.
Der Clou des ganzen Geschehens ist aber ein anderer. Indem er freiwillig den zehnten Teil der Beute abgab, setzte er ökonomische Vorgänge in Gang, die angesichts der Folgen gar nicht hoch genug eingeschätzt werden können.
Einschub: Einmal angenommen, die Absprache zwischen Melchisedek und Abraham über die alljährliche freiwillige Gabe des Zehnten und deren Bündnis galt schon vor den Kriegshandlungen.
Was wohl hat Abraham vor dem Feldzug getan?
Vermutlich hat er Melchisedek aufgesucht und um dessen Beistand als König und als Hohepriester gebeten.
Ob es da auch um die Finanzierung ging – mag sein.
Doch egal, wie die Absprache im Einzelnen auch lautete, es würde erklären, warum Melchisedek ihm nach dem Krieg entgegenzog und ihn mit Brot und Wein empfing.
Jetzt zum genannten Clou. Angenommen es gab eine finanzielle Zusage Melchisedeks. Wie wohl sahen die Bedingungen aus?
Und jetzt wird es wirklich interessant. Die freiwillige Gabe des Zehnten setzt – wird sie wirklich ernst genommen – den Zinsfuß, von einhundert Prozent, auf neunzig Prozent herab. Mit enormen Folgen für alle ihm nachfolgenden finanziellen Forderungen.
Positive Renditen sind dann beinahe ausgeschlossen.
Genaueres zum Zehnten der Bibel in meinem Beitrag:
Und ich wiederhole hier an dieser Stelle noch einmal den Satz aus dem Beitrag, schlicht um Leser zur Stellungnahme aufzufordern: „Wenn du eine schlüssigere Deutung oder andere Lesart zur Einführung des Zehnten hast, her damit.“
Wie auch immer. Für heutige Ökonomen, die in ihrem Studium auf positive Renditen getrimmt werden, ist ein solches Szenarium natürlich ein Albtraum.
Denn positive Renditen dürften dann eher eine Ausnahme sein. Eine Seltene.
Lehrbücher müssen dann neu geschrieben werden.
Der Gier würde ein mächtiger Riegel vorgeschoben. Gerechtigkeit wäre kein Fremdwort mehr.
Doch nichts davon ist bisher Realität.
Im Gegenteil. Selbst eigentlich den Zins gegenüber kritisch eingestellte Religionen setzen den Zehnten nicht um.
Weder das Judentum noch das Christentum und auch nicht der Islam. Der sich als besonders kritisch dem Zins gegenüber darstellt, aber allem Anschein nach, nicht wahrhaben will, dass ein Zinssatz von null nicht mit Zinslosigkeit gleichzusetzen ist.
Die islamische Zinskritik bleibt an der Oberfläche und ist nur in Nuancen weniger ungerecht als das Handeln der Gläubigen im Juden- und Christentum.
Dem Islam einen eigenen Beitrag dazu zu widmen, spare ich mir. Es lohnt den Aufwand nicht.
Der Ökonom Christian Kreiß hat vier exzellente Beiträge verfasst, die Licht auf das Dunkel werfen, in dem sich die Vertreter der drei Weltreligionen und die meisten heutigen Ökonomen bewegen.
https://www.manova.news/artikel/der-ubertolpelte-arbeitnehmer
https://www.manova.news/artikel/die-umverteilungsagenda
Und ganz aktuell.
https://www.manova.news/artikel/der-wucher-turbo
Alle Beiträge sehr detailreich ausgeführt und in der Argumentation stringent.
Sie zeigen auf, wie ungerecht Zinsen und die daraus abgeleiteten Dividenden, Mieten und diverse andere Folgen sich auf das Gemeinwesen auswirken.
Dazu noch der Beitrag:
https://humane-wirtschaft.de/minuszinsen-wer-gewinnt-wer-verliert-andreas-bangemann/ – bereits verlinkt im älteren Beitrag – https://achso-ein-schwarzes-schaf.de/2022/02/17/es-gibt-kein-richtiges-leben-im-falschen-oder-warum-millionaere-nicht-die-besseren-menschen-sind/
und es ergibt sich schon ein recht rundes Bild.
Dass Christian Kreiß die Zinsökonomie kritisiert ist nicht neu. Dass er sich allerdings noch immer scheut, sich offen für deutlich negative Zinsen – oder besser – für die Einführung eines Zehnten seitens der Notenbank einzusetzen, verstehe ich. Das ist schließlich mehr als ein Politikum. Das ist die Abkehr von positiver Rendite und der Macht des Geldes.
Es ist schlicht die Abkehr vom weltweit herrschenden Kapitalismus.
Noch genauer: die Infragestellung aller bisherigen ökonomischen Werte.
Bislang ist Christian Kreiß ein Rufer in der Wüste, dessen Echo allerdings gelegentlich vernommen wird. Ihm wünsche ich mehr Öffentlichkeit. Mehr Aufmerksamkeit. Mehr Reputation. Er hätte es verdient.
Doch, noch einmal zurück zur Bibel. Es wäre endlich Gerechtigkeit möglich, besönnen sich die drei großen abrahamitischen Religionen auf ihren Ursprung. Auf die Umsetzung des Zehnten, mit der damit verbundenen deutlichen Zinfußsenkung.
Frieden zwischen den Menschen würde einziehen.
Wirtschaftliche Stabilität und Kooperation wären an der Tagesordnung.
In den heutigen „demokratischen“ Gesellschaften sollte einer solche Entwicklung prinzipiell möglich sein, zumindest wenn der Satz gilt: Das Volk ist der Souverän.
Heftiger Widerstand der bisherigen Profiteure und deren Claqueuren dürften folgen. – Na und.
Ein, zwei, drei Staaten, die die Vorreiter bilden und dem Ansatz folgen und dabei auch gleich einige Fluchtmöglichkeiten verschlössen und auch diversen statistischen Tricks die Grundlage entzögen, es würden sich schnell positive Ergebnisse zeigen, die für sich sprechen.
Schon nach wenigen Monaten wäre die Umverteilung enormer Geldströme zugunsten der „Arbeitenden“ einfach nicht mehr zu leugnen.
Ob es dann zu Investitionsstreiks bisheriger renditeorientierter Investoren käme, ist eine der offenen Fragen.
Doch es gilt: Wo sich Türen schließen, öffnen sich andere.
Und nicht zu vergessen. Die freiwillige Abgabe des Zehnten, mit dem Ziel, positive Renditen zu unterbinden, ist mit dem Segen Gottes verbunden.
Einer der ersten Kandidaten, für den göttlichen Segen, könnte der Staat Argentinien sein, der bereits alle konventionellen Methoden der Problemlösung durchlaufen hat, manche mehrfach.
Es muss sich „nur“ eine entsprechende Mehrheit der Wähler dafür finden.
Wenn die abrahamitischen Religionen, von ihren Gläubigen dazu getrieben, eine weltweite Diskussion über den Zehnten, die Zinsfußsenkung und deren Auswirkung in Gang brächten, könnte dies sogar recht zügig vonstatten gehen.
Es wäre zweifellos einer der größten Schritte hin zu Gott und würde gleichzeitig als ein Meilenstein der menschlichen Entwicklung, in unsere Geschichte eingehen.
Zu schön, um wahr zu sein?
Vermutlich.
Denn der Pomp des Vatikans, die Finanzskandale des Vatikanstaats und die Verstrickung in „weltliche“ Interessen, sprechen eindeutig dagegen.
Auch die Uneinigkeit des Judentums und die talmudische Tradition wird einen solch drastischen Schritt wohl eher nicht befürworten.
Und der Islam ist in seinem Selbstverständnis derart festgelegt, dass sie eine grundsätzliche Kritik an ihren „Gesetzen“ und Überlieferungen gar nicht erst in Erwägung ziehen.
Nicht ohne Grund führen sogenannte „Fundamentalisten“ dort das große Wort.
Und dass all die Mächtigen dieser Gruppierungen vom derzeitigen Zinssystem profitieren, ist ja nun wirklich kein Geheimnis.
Geld und die damit zusammenhängende Macht korrumpiert. So einfach. So niederschmetternd.
Es werden die Gerechten sein, die sich auf Melchisedek und Abraham, auf Jakob und auf Jesus als Nachfolger beziehen, die den Weg ebnen werden.
Noch sind es wenige. Aber es werden mehr. Und je mehr es werden, desto weniger können sie überhört und ignoriert werden.