Der Zehnte – und die Hybris

Es folgt ein Text, den ich schon vor Monaten in einem „Ökonomie“ – Blog als Kommentar gepostet habe. Die Ursache und die Entgegnung, ist für das Verständnis jedoch nicht von Belang.

Hier poste ich ihn, weil er deutlich macht, was mich antreibt. Mich um treibt. Mich gelegentlich auch nicht schlafen lässt.

Und auch, weil die Bedeutung, weit über das hinaus reicht, was uns sonst so beschäftigt hält.

Deshalb werde ich mich, da bin ich mir ganz sicher, in zukünftigen Texten auch immer mal wieder, darauf beziehen.

„Hybris: https://de.wikipedia.org/wiki/Hybris

Kurzum, Hybris ist die Vermessenheit des Menschen, göttliche Maßgaben zu ignorieren. Mehr noch, sie zu unterlaufen, gar zu bekämpfen. Die Hybris bildet somit den Gegenpol zum göttlichen Gesetz.

Wenn ich diese Definition als Grundlage nehme und mich in der Bibel umsehe, der schriftlichen Niederlegung von Gottes Gesetzen, ist diese Vermessenheit ja oft genug Thema.

Anmerkung: der Glaube an diesen Gott der Bibel ist ja in allen Ländern der Erde präsent. In dem einen mehr, in einem anderen weniger. Und wir alle hier sind, ob wir es uns eingestehen oder nicht, von all den Erzählungen über ihn, in unserem Denken und Handeln, auf vielfältige Weise geprägt.

Nehme ich nun einmal ein Thema heraus, die Verpflichtung zur Abgabe des Zehnten. Es ist eine der ersten Verpflichtungen gegenüber Gott.

Schon Abraham (als Gründer dreier Weltreligionen verehrt) gab ihn.

Freiwillig.

Wohl deshalb, weil es eine mündliche Überlieferung dieser Pflicht gab.

Angenommen wurde er von Melchidesek, dem Hohepriester Gottes. Jener Hohepriester, der Abraham zuvor Gottes Segen zugesprochen hatte.

Der Zehnte ist also etwas Wechselseitiges. Gott erhält den Zehnten und verspricht im Gegenzug gute Erträge. Zehnt gegen Segen.

Als Gesetz schriftlich niedergelegt wurde die Verpflichtung zur Zahlung des Zehnten allerdings erst später. Festgelegt wurden darin die Pflichten gegenüber Gott. Und zwar aufs genaueste ausgeführt. Vermutlich um bereits aufgetretene Schlupflöcher zu schließen (meine Einschätzung).

Gottes Helfer bei der Eintreibung des Zehnten waren die Tempeldiener. Sie erhielten für ihre Arbeit von der Abgabe zehn Prozent. Wovon sie wiederum zehn Prozent an die Hohepriester abgeben mussten. Diese wiederum zehn Prozent als Brandopfer an Gott darboten.

Was geschah nun mit dem Rest der Abgabe, den übrigen neunzig Prozent des Zehnten.

Nun, auf Verfügung Gottes, wurde davon ein Fest ausgerichtet. Ein vermutlich Großes. Eines bei dem die Menschen, Gott für seine Großzügigkeit dankten oder zumindest danken sollten.

Genau genommen haben die Menschen damals also nicht zehn Prozent ihrer Ernten und Einkünfte an die Tempeldiener abgegeben, sondern tatsächlich nur ein Prozent.

Um den Spitzfindigen gleich den Schwung zu nehmen: Wer persönlich mehr von dem Fest hatte, der Arme oder Reiche, lasse ich mal außen vor.

Zusatz: Wichtig ist bei der Erhebung des Zehnten auch die Erwähnung, das er vorrangig vor allen anderen Zahlungspflichten an Gott abzugeben war.

Stichwort: Abgabe der Erstgeburten. Das ist wichtig, weil damit eine Zahlungsreihenfolge initiiert wird.

Und zu erwähnen ist auch noch, das dem Zehnten, sollte er mit Geld beglichen werden, ein Fünftel zuzuschlagen war.

Warum das ganze Prozedere? Wenn es nur um den Unterhalt der Tempeldiener und Hohepriester ginge, hätte es doch sicher einfacher zu handhabende Möglichkeiten der Finanzierung gegeben.

Wie auch immer, im Laufe der Geschichte gab es dann die Forderung des Gottesvolkes nach einen König, so wie ihn andere Länder um sie herum hatten.

Gott stimmte zu, gab aber zu Bedenken, dass der Zehnte dann nicht ihm, sondern dem König zu stünde.

Damit ist dann auch klar, das die Erhebung des Zehnten, auch und zuvörderst eine weltliche Bedeutung hatte und hat.

Welche wohl?

Meine Antwort: Es ging und geht darum mittels des Zehnten, den Zinsfuß herabzusetzen.

Etwas das möglich war, da er als Gott und König damals schließlich das Münz- und Geldrecht hatte.

Wenn also von allen Erträgen an ihn, der gleichzeitig in der Funktion als weltlicher König auftrat, über die Tempeldiener, zehn Prozent an ihn abzugeben waren, und zwar vorrangig, konnte die Berechnung aller danach folgenden Zahlungsverpflichtungen, nur auf dem verminderten Zinsfuß erfolgen.

Ergo: Die zu erhebenden Zinsen konnten, das Gesetz ernst genommen, also nur auf der Basis von neunzig Prozent berechnet werden.

Wenn mit Geld bezahlt wurde, sogar nur auf der Basis von 88 Prozent. So sie im normalen Geschäftsgebaren, wohl auch nicht ins Positive wandern konnten.

Das sich im Grundsatz daran nicht gehalten wurde, ist in der Bibel ja mehrfach erwähnt.

Wie auch die Übertretung des Zinsverbots.

Warum auch sonst warf Jesus die Geldverleiher und Geldwechsler, mit dem Ausruf: sie machten das Haus des Herrn zu einer Räuberhöhle, aus dem Tempel.

Wenn du eine schlüssigere Deutung oder andere Lesart zur Einführung des Zehnten hast, her damit.

Die Geschichte des Zehnten dauert nun schon gut drei Jahrtausende an, geändert hat sich nichts.

Die Klagen der Propheten, verhallt.

Die Menschen wurden durch die unerlaubten Zinsgewinne immer wieder ausgeraubt. Wurden versklavt. Verhungerten. Unzählige Kinder darbten, während die Profiteure schlemmten.

Kriege wurden wegen der Gier nach Geld und der damit verbunden Macht vom Zaun gebrochen.

Denen oft Seuchen folgten.

Gab es Einsicht? Gab es Veränderung? Nicht doch.

Im Gegenteil. Der Zug nahm Fahrt auf.

Die Gier wurde zum Erfolgsmaßstab erklärt. Je mehr Gier desto besser. Mehr, mehr, mehr die Devise.

Ausbeutung auf allen Ebenen.

Bei Mensch und Tier, und darüber hinaus.

Menschen am Fließband, Hühner im Käfig, Schweine in der Gitterbox. Insekten unter Pestizidbeschuss. Monokulturen soweit das Auge reicht. Ausgelaugte Böden. Luftverschmutzung. Gewässer vergiftet. Meere zugemüllt. Fischsterben. Atomabfälle. Chemiegifte.

Soll ich weiter machen? Da gibt es noch Einiges.

Doch wieder zum Anfang zurück.

Mir und den Menschen, die das alte Gesetz des Zehnten mittels Einführung von Minuszinsen, einer Demurrage, wieder in Gang setzen wollen (auch wenn manchen von ihnen der Bezug zu dem Gesetz nicht bewusst sein mag), der Hybris, des Hochmutes gegenüber Gott zu zeihen, die mit ihrem Handeln dann möglicherweise mehr Verderben als Gutes bringen, ist angesichts des Beschrieben doch nicht dein Ernst.

Oder?“

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