Einen Gutteil des gestrigen, kalten aber weitgehend trockenen Wintertages, habe ich draußen verbracht. Auf einem Hanggrundstück (Weinberg) mit wunderschöner Aussicht. Seit wenigen Jahren allerdings bepflanzt mit Obstbäumen, vorwiegend mediteraner Herkunft. Nektarinen, Pfirsiche, Feigen, doch auch Birnbäume, Hasel- und Walnüsse. Und diverse andere.
Was tut ein Gärtner nun mitten im tiefsten Winter auf seinem Spielfeld? Was wohl: gärtnern.
Dazu gehört nämlich auch, die Mittel dazu herzustellen. Und eines dieser Mittel ist Humus. Davon kann man als Gärtner eigentlich nie genug haben.
Das Faszinierende am Humus: er lässt sich aus Abfall herstellen. Aus dem, was in der Küche übrig bleibt oder auch aus dem, was wir an Feststoffen (Fäzes) in die Kanalisation spülen.
Um diese nährstoffreiche Erde (terra preta genannt) zu erzeugen, bedarf es jedoch einer besonderen Zutat. Biokohle. Auch Pflanzenkohle genannt. Das war es, worum ich mich gestern gekümmert habe. Wie in den letzten Jahren Anfang Januar. Es ist einfach eine gute Zeit dafür. Waldbrandgefahr beinahe null. Und oft windstilles Winterwetter.
Heute will ich jedoch nicht über die Pyrolyse (das Herstellungsverfahren von Biokohle) sprechen – werde ich sicher irgendwann auch mal tun – sondern über die Humusfertigung. Genauer, über das Bokashi-Verfahren.
Dabei wird ein Eimer benötigt der im unteren Drittel einen Siebeinsatz besitzt, um Flüssigkeit durchzulassen. Die Flüssigkeit lässt sich üblicherweise mittels eines Hahns abzweigen. Was allerdings nicht unbedingt nötig ist. Die Flüssigkeit eignet sich prima zum freimachen von Abflussrohren. Kann aber auch stark verdünnt, Pflanzen als Dünger dienen.
Da bei mir, als intensiver Obst und Gemüseesser, ziemlich viel Reste aus Strunken, Schalen, als auch Verfaultem anfällt, besitze ich mittlerweile sechs dieser Bokashieimer. Nicht zuletzt, weil der Bokashi reifen muss.
Außer den Resten wird zur Humusfertigung die bereits genannte Biokohle und darüber hinaus die sogenannten EMs – Effektive Mikroorganismen – gebraucht. Zuletzt auch noch etwas Gesteinsmehl.
Die EMs sind eigentlich die Arbeiter bei dem Verfahren. Es sind verschieden Bakterienstämme, die in anaerobem Milieu, für Fermentation sorgen. Milchsäurebakterien hauptsächlich, die beispielsweise auch bei der Herstellung von Sauerkraut und Kimshi eine Rolle spielen. Mehr dazu ein andermal.
Für die Fermentierung allein, wäre Biokohle nicht vonnöten. Aber Biokohle hat bei der Humusfertigung einen nicht zu verachtenden Vorteil, nämlich die Fähigkeit, Nährstoffe und Mikroorganismen an sich zu binden. Und sie ist ein durchaus beachtlicher Wasserspeicher. Was in unseren trockenen Sommern, dem Gärtner Arbeit und der Pflanze, die darauf wächst, Stress erspart.
Aus der Biokohle, den EMs und dem Gesteinsmehl lässt sich eine sogenannte „terra preta Streu“ fabrizieren. Gut gerührt bewahre ich sie in einem 10 l Eimer auf, der in der Nähe der Bokashieimer in der Küche steht und zur Abmessung eine 200 ml Tasse beinhaltet.
Nach und nach fülle ich mit den Küchenabfällen den Bokashieimer (15l) und gebe 3-4 mal eine Tasse „terra preta Streu“ hinzu. Stets an das verdichten denken. Und daran, ihn luftdicht zu schließen.
Ist der Eimer voll, stelle ich ihn beiseite, gib ihm einen Zettel mit dem Datum von in 21 Tagen und lasse ihn stehen. Frühestens nach 14 Tagen öffne ich ihn und gebe den Inhalt, vermischt mit guter Gartenerde oder letztjähriger Terra preta Ausbeute, in auf meiner Terrasse bereitgestellte Töpfe oder Behälter. Bis auf einen in den ersten Tagen leicht säuerlichen Geruch, gibt es keine Belästigung. In all den vergangenen Jahren hat jedenfalls kein Haus- oder Anwohner seinen Unmut geäußert.
Dort darf der Bokashi dann mindestens sechs Monate lang zu Tera preta reifen. Das schöne daran, er kann währenddessen schon bepflanzt werden. Bei mir sind es meist Tomaten und Freilandgurken.
Nach der Saison siebe ich die Erde und verfrachte sie zum Grundstück. Dort bildet sie die Grundlage für neue Pflanzungen.
Das schöne an all dem, ich habe seit Jahren so gut wie keine Bioabfälle mehr.
Am Schluss jetzt noch 2 links, die das Ganze ein wenig erläutern. Für die, deren Interesse ich geweckt habe.
http://www.ithaka-journal.net/wege-zu-terra-preta-aktivierung-von-biokohle
Anleitung Bokashi herstellen: