Welch Journalist hat sich diese Frage in seinem Leben noch nie gestellt? Nicht einer. Denn deren Hauptmantra, als Leitsatz in Journalistenschulen gelehrt, lautet schließlich: Objektivität. Immer. Zu allen Anlässen. – Und sich niemals gemein machen. Egal mit welcher Sache. Sei sie auch noch so nobel.
https://www.message-online.com/specials/objektivitaet-im-journalismus-ende-einer-illusion/
Was es umso schwerer macht, die Subjektivität der eigenen Sichtweise als Realität anzuerkennen. Und damit die Abkehr von einer vermeintlichen Objektivität.
Doch, wie einfach es dann wäre, frühere Irrtümer zu bekennen. Und die bisherige Ansicht der Welt zu revidieren.
Ganz klar. Es hätte Auswirkungen. Große. Besonders auf die Medienhäuser und Zeitungsverlage. Denn mit welcher Argumentation könnten sie ihren Journalisten dann Fesseln anlegen? Mit der Drohung, sie zu entlassen? – Wie viele denn noch?
Wollen sie ihre schrumpfende Glaubwürdigkeit beim Publikum zurückerlangen, dürfte so ein Vorgehen der Vergangenheit angehören.
Authentische und den Leser fesselnde Beiträge wären dann möglicherweise die Norm. Da der Autor mit seiner ganzen Person hinter einem Beitrag stünde.
Dass, das von den Eigentümern und auch vonseiten der Politik unerwünscht ist, versteht sich von selbst.
Denn der Verlust von Einfluss und Macht schmerzt. – Zweifellos.
Doch der Vorwurf der Lügen-, oder abgemildert, der Lückenpresse, würde sich so regelrecht in Luft auflösen.
https://www.blaetter.de/ausgabe/2016/juli/medien-ohne-selbstkritik
Schreiben ist Handwerk. Das lässt sich lernen. Und dennoch gibt es auch in diesem Metier bessere und schlechtere Handwerker. Und auch einige Wenige, denen sich das Schild Künstler umhängen lässt.
Edelfedern genannt.
Deren Handwerk ragt heraus. Umso schlimmer, wenn sie sich, einem vermeintlichen Dogma wegen, innerlich verbiegen und von sich selbst abgrenzen. Ihre Subjektivität verleugnen.
Doch nicht alle Journalisten haben dabei mitgemacht. Der Aufschwung von alternativer Presse und Medien fiel ja nicht vom Himmel. Hatte nachvollziehbare Gründe.
Noch immer mag zwar die Mehrheit der Bürger den „Mainstreammedien“ die Treue halten, doch deren Zustimmung bröckelt.
Leser- und Zuschauerzahlen sinken. Beständig.
Mit den üblichen ökonomischen Folgen. Erst Arbeitsverdichtung, dann Entlassungen. Zuletzt der Verkauf des Geschäftsbetriebs oder dessen Einstellung.
Haben die arrivierten Medienhäuser daraus etwas gelernt?
Anscheinend nicht. Der Ton zwischen alternativen Medien und „Mainstreammedien“ wird immer rauer. Juristische Auseinandersetzungen sind an der Tagesordnung.
Selbst Verbote von alternativen Medien stehen im Raum. Der Druck auf sie wird erhöht. Auch seitens des Gesetzgebers.
Sind die kritischen Stimmen deshalb verstummt. – Nein. Im Gegenteil.
Deren wachsende Leserschaft ist sich deren prekären Situation bewusst.
Sie stützen „ihre Plattformen“, „ihre Autoren“ ökonomisch, als auch moralisch.
Es ist ein Kampf. Ganz im Stile: David gegen Goliath.
Doch Goliath mag noch so mächtig, zahlungskräftig und durchsetzungsstark sein, es bedeutet nicht automatisch den Sieg. Denn es gibt mehr als nur eine Achillesferse bei den etablierten Medien.
Wer zwangsmäßig die Bürger zur Beitragszahlung heranzieht und sie, wenn sie dagegen aufbegehren – aus welchen Gründen auch immer – in die gedankliche Nähe von angeblichen Nazis rückt, darf sich über die wütenden Reaktionen, letztlich der Einstellung der Zahlung, nicht wundern. Eigentlich.
https://www.regensburg-digital.de/gez-verweigerer-vereint-gegen-den-gemeinsamen-feind/05042016/
Der öffentlich-rechtliche Rundfunk mag sich, was die Zuschauerzahlen angeht, mit seinem Infotainment, den Übertragungen von Sportereignissen, über Wasser halten können. Doch ob das ausreicht, um weiter meinungsbildend voranzugehen, daran dürften Zweifel angebracht sein.
Je mehr kritische Stimmen sich außerhalb der „Mainstreamblase“ äußern, desto kritischer wird die Position der Etablierten. Und nicht nur die, des öffentlich-rechtlichen Spektrums.
Auch deshalb dieser Blog. Mein Engagement.
Wobei ich darüber Gewissheit habe, in meinen Äußerungen immer subjektiv zu sein. – Was Selbstkritik nicht ausschließt.
Wenn mich das im journalistischen Mainstream untragbar macht – ja, nun, das werde ich überleben. Meinem Selbstverständnis nach passt für meine Schreibe, die Bezeichnung Blogger auch viel besser. Weil da der objektive Anspruch gar nicht erst im Raum steht.
Übrigens: Die Berufsbezeichnung Journalist ist rechtlich nicht geschützt.