Der „Gradido“ – nur ein Wunschtraum?
Der „Gradido“ – nur ein Wunschtraum?

Der „Gradido“ – nur ein Wunschtraum?

Leider ja, so ungern ich es auch bekennen muss. Denn die dahinter stehende Idee trumpft auf, weiß zu gefallen.

Für all diejenigen – und das dürften viele sein -, die noch keinen Einblick in die Thematik hatten, vorab ein Interview mit den beiden Gründern des „Gradido-Projektes“. Verfügbar auf Youtube und eingestellt von some1-TV. Ist von August 2022.

https://www.youtube.com/watch?v=o3eMyQYGGhw

Wer noch tiefer einsteigen will findet auf der Website des „Gradido-Projektes“ weitere Informationen.

https://gradido.net/de

Doch nun zu den Einwänden.

Der „Gradido“ verwendet eine Demurrage, eine Umlaufgebühr, um die Hortung von Geld zu verhindern. Gut so.

Wenn Sie mehr zum Thema Umlaufgebühr wissen möchten, lesen Sie bitte den von mir geschriebenen Beitrag.

Aber.

Eine Umlaufgebühr von jährlich 50 Prozent. Fünfzig. Ist gigantisch. Zu gigantisch. Wer das Geld verwendet, wird es schnellstmöglich loswerden wollen. Nur weg damit. Wie eine heiße Kartoffel, die man fallen lässt.

Das schießt einfach über das Ziel hinaus. Macht das Geld gänzlich unattraktiv. Und das ist nicht zielführend.

Hingegen erhält ein monatlich erhobener Verfall (der biblische Vorschlag 1 %), für den Ottonormalbürger ein verschmerzbarer Verlust, dem Geld seine Tauscheigenschaft. Eine Eigenschaft, die nicht wesentlich schlechter sein sollte, als der Verlust an Zeitwerten, der bei den gehandelten Waren zu erwarten ist (Obst verfault, Metall rostet).

Ich denke, sie wissen, was ich meine.

Übrigens: Geld hat im Handel zu viele Vorteile. Es zu verteufeln, ist nicht hilfreich.

Im angeblich so finsteren Mittelalter liefen in vielen Städten und Gegenden Brakteaten um. Es handelte sich um dünne, einseitig geschlagene Münzen, die ebenfalls ein Verfallsdatum hatten. Das sorgte für blühende Gemeinwesen. So seltsam es sich für uns Zinsgeld Indoktrinierte auch anhört.

htttps://userpage.fu-berlin.de/~roehrigw/walker/ka6walk.htm

https://www.metanox.de/das-handelsimperium-der-fugger/

Das dann der Verfall gegen Ende immer häufiger ausgerufen wurde, litt auch die Akzeptanz des Geldes und Rufe nach im Wert stabilem Geld wurden laut.

Die auch gehört wurden.

Statt des Verfalls wurde dem Geld zur Umlaufsicherung wieder ein Zinssatz auferlegt. Mit all den negativen Folgen.

Dazu lässt sich auf diesem Blog ja allerhand finden.

Stabil war der Geldwert allerdings auch dann nicht und ist er auch heutzutage noch nicht. Aller Bemühungen zum Trotz. Stichwort: Inflation. Wobei das Wort Preissteigerung das ehrlichere und treffendere wäre.

Für mich ist die Kluft zwischen dem derzeitigen Zinssystem und einer „Schenkökonomie“, wie die Gründer des „Gradido“ ihr System nennen, zu groß. Für mich ist dazu keine Brücke in Sicht.

Außerdem. Nach allem, was sich derzeit auf der politischen und wirtschaftlichen Weltbühne abspielt, dürfte es mehr als zweifelhaft sein, dass die großen Player, mit ihrer durch Geldanhäufung erhaltene Machtfülle, es erlauben würden, ein solches Experiment zu starten. Wäre es erfolgreich, wäre es bedrohlich. Zu bedrohlich. Es würde, dauerhaft eingerichtet, mehr und mehr an der Grundlage von deren Reichtum zehren und dessen beinahe zwangsläufige Vermehrung unterbinden. Und sie damit auch ihrer Macht entreißen. Es würde sie entblößen.

Deshalb werden solche Ideen auch diskreditiert. Was ihnen beim „Gradido“ besonders leicht fallen dürfte.

Auch weil die Gründer in ihrem Bestreben, ihre Lehre rein zu halten, wohl alle Fäden fest in ihren Händen halten.

Einige Fragen. Was geschieht, wenn einer oder beide Gründer des Projektes das Zeitliche segnen?

Wer wird es weiterführen? Was geschieht mit den angesammelten „Gradidos“? Den Spenden und den Beiträgen? Wer hat darüber überhaupt Einsicht und Entscheidungsbefugnis?

Es fehlt einfach an einer soliden Struktur.

Dann noch die der Ausblick auf die schöne neue Welt. Wo Maschinen die schwere Arbeit leisten.

Nur mit welcher Energie?

Nicht ohne Grund umflutet uns das Thema derzeit auf allen möglichen Kanälen.

Zu glauben, dass derartige Probleme unter dem „Gradido“ wie von Geisterhand verschwänden, ist wirklichkeitsfremd.

Auch wenn deren Gründer gern von freier Energie schwafeln.

Dass es funktioniert, mag ja durchaus sein. Doch anscheinend sind die Probleme bei der Umsetzung doch größer als gedacht. Die Skepsis überwiegt. So ich meine Zukunft, und die der Menschheit, nicht darauf verwetten mag.

Fazit: Für mich wirkt der „Gradido“ einfach zu grandios.

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